
Tomaten, Gurken oder Kräuter der Gärtnerei Kiemle aus Bietigheim gibt es auf vielen Märkten und Läden in der Region Stuttgart zu kaufen. Der Jahresausflug des Obst- und Gartenbauvereins Weilimdorf am Samstag, den 19. Juli 2025, bot 20 Mitgliedern einen spannenden Blick hinter die Kulissen des regionalen Familienbetriebs. Modernste Technik kommt zum Einsatz, um täglich 20 bis 30 Tonnen Gemüse, Salat und Kräuter zu produzieren. Während der zweistündigen Betriebsführung hatte Hildegard Mahl für die interessierten Hobby-Gärtner auch viele praktische Tipps zum Beispiel für den Anbau von Kräutern und die passenden Rezepte. Zur Begrüßung gab es einen kleinen Imbiss mit Erzeugnissen aus der Kiemle-Produktion.
Die Dimensionen sind gewaltig. Die Reihen der an Drähten wachsenden Tomatenpflanzen scheinen fast endlos. Eine ausgeklügelte Mechanik sorgt dafür, dass die reifen Früchte immer in Brusthöhe geerntet werde können. Allein 20 verschiedene Sorten Tomaten hat die Firma im Sortiment, von den leckeren Olivtomaten bis zu großen Fleischtomaten. Bunt und vielfältig ist auch die Paprika-Palette mit acht Sorten. Die Gewächshäuser bedecken eine Fläche von acht Hektar, Ackersalat wächst in einem der Folientunnel mit 103 Meter Länge. 35 Hektar umfasst das gesamte Betriebsgelände des Familienunternehmens, das 2025 sein hundertjähriges Bestehen feiert. Aus einem kleinen Gemischtbetrieb mit Blumen und Gemüse hat sich in dieser Zeit ein großes mittelständisches Unternehmen mit 40 festangestellten Mitarbeitern und durchschnittlich 30 Saisonkräften entwickelt.
Die Besucher aus Weilimdorf sind sichtlich beeindruckt. Fragen prasseln auf Frau Mahl ein. Viel Technik hält die Gärtnerei am Laufen und sorgt für effiziente Produktion. Beschattung und Temperatur der Gewächshäuser steuert ein Computerprogramm, ein betriebseigenes Blockheizkraftwerk sorgt für Wärme und Strom. Das dabei entstehende CO2 wird zur Förderung der Photosynthese in den Fruchtkulturen genutzt. Bis zu 20.000 Kubikmeter Regenwasser fasst das zentrale Speicherbecken. Die eingesetzten Spiegelkarpfen verhindern die Algenbildung. In den Gewächshäusern wird überschüssiges Gießwasser aufgefangen, erhitzt und wieder verwendet. Da die Pflanzen einen unterschiedlichen Bedarf an Nährstoffen haben, gibt es gleich fünf große Bottiche mit unterschiedlichen Mischungen von Wasser und Dünger. Ein Notstromaggregat sichert den Betrieb der drei Kühlhäuser, falls der Strom mal ausfällt.
Für die Bestäubung der Pflanzen sorgen übrigens Hummeln. Die Völker sind ortstreu. Bienen würden zu schnell wegfliegen, erläutert Hildegard Mahl. Im Pflanzenschutz haben bei Kiemle biologische Methoden Vorrang. „Wir handeln nach dem Grundprinzip des integrierten Pflanzenschutzes“, erklärt Mahl. Da gelte „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Die Firma legt im Internet offen, dass sie im letzten Jahr für Nützlinge 86.000 Euro ausgegeben hat, für biologische Pflanzenschutzmittel 5000 und für chemische 14.000 Euro.
Nach so viel geballter Information ging es für die Ausflügler aus Weilimdorf weiter zum Restaurant Schellenhof. Auf der schattigen Terrasse im Grünen sorgte eine umfangreiche Speisenkarte für das leibliche Wohl.
